Im Jahr 1989 schossen Chinas Kommunisten jene friedlichen Proteste junger Menschen zusammen, die im Reich der Mitte mehr Demokratie und persönliche Freiheit wagen wollten.
Der brutale Einsatz veranlasste mich, noch in diesem Sommer 1989 das Geschehen unter dem Titel „ars humanitas“ als Theaterstück aufzuarbeiten. Im Mittelpunkt stand dabei ein fiktiver Demonstrant, der die Panzer der sogenannten Volksarmee zum Stehen gebracht hatte.
30 Jahre – ein Anlass, den Prolog zu diesem Stück zu zitieren:
Prolog
Es war das Verbrechen des chinesischen Volkes, einem unmenschlichen System die Maske heruntergerissen zu haben. Die Greise verloren ihr Gesicht – vor ihrem Volk, vor der Welt und, was für sie noch verdammenswürdiger ist, vor sich selbst. Es war dieser Gesichtsverlust, der nur mit dem Blut jener übertüncht werden konnte, die an den Falten des Gesichts gezogen hatten, worauf dieses in den Staub fiel.
Ars humanitas ist das Protokoll einer Verurteilung. Ein fiktives Protokoll einer fiktiven Verurteilung, die es in dieser Form nie gegeben hat. Die es aber hätte geben können. Und die so oder in ähnlicher Form stattgefunden hat.
Es ist gewidmet jenem jungen Chinesen, der sich, mit nichts als seinem Körper bewaffnet, am 5. Juni 1989 auf dem Cangan Boulevard in Peking vier Panzern in den Weg stellte. Er steht stellvertretend für jene, die in ihrem friedlichen Kampf für mehr Freiheit und Menschenrechte ihr Leben oder ihre Freiheit lassen mußten.
Ars humanitas ist auch gewidmet jenem Kommandeur der vier Panzer, der es trotz allen Blutrausches nicht fertigbrachte, den Wehrlosen zu überrollen.
Sie beide sind die Opfer eines unmenschlichen Systems geworden, das dem Wahn verfallen war, den erlittenen Gesichtsverlust nur durch einen Akt unvorstellbarer Grausamkeit revidieren zu können.
Zur Erinnerung an einen Vorgang, den die chinesischen Kommunisten nicht ungeschehen, aber vergessen machen möchten.
ISBN 978-3-943726-33-6, 14,80 €